Ausgabe 1/2018

Kapazitäten Ambulante Pflege Versorgungslücke in der Pflege spitzt sich weiter zu Standpunkt Pressemitteilung, 15. März 2018: Immer mehr Menschen suchen verzweifelt nach einem Pflegedienst oder einem Pflege- heim. Angehörige und Krankenhäuser telefo- nieren stundenlang nach Angeboten der Kurzzeit-, Tages- oder ambulanter Pflege. Doch die Mühen sind oft vergeblich, denn Pflegeplätze und einsatzfähige Pflegedienste sind immer seltener zu finden. In dieser dra- matischen Situation legt die Landesregierung ein „Landespflegestrukturgesetz“ vor, das über leere Worthülsen und hehre Ankündi- gungen nicht hinauskommt – eine Politik wie von einem anderen Stern. Es ist Montagmorgen, halb acht in einem belie- bigen Pflegeheim oder Pflegedienst in Baden- Württemberg. Die Heimleiter und Pflegedienst- leiter kommen nicht weg vom Telefon, denn eine Angehörige nach der anderen ruft an und sucht händeringend nach professioneller Unterstüt- zung. Denn am Sonntag stellt die Familie fest, dass sie die häusliche Versorgung der pflegebe- dürftigen Eltern oder Großeltern so nicht mehr leisten kann. Es beginnt die verzweifelte Suche nach einem Pflegeplatz, einer Tagespflege oder nach Unterstützung zu Hause durch einen ambu- lanten Pflegedienst. In den Pflegeheimen und -diensten ebbt die Welle der Anfragen die ganze Woche über nicht ab, wie erfahrene Pflegedienstleiter wissen. Mitte der „Wir sind Pflege­ notstandsgebiet – wie soll ich das anders nennen, wenn Tausende von Pflegebe­ dürftigen keine Hilfe bekom­ men?“ Woche kommen die Sozialdienste der Kranken- häuser hinzu, die mit großem Nachdruck Kurz- zeitpflegeplätze suchen, weil sie ihre Patienten entlassen wollen, zu Hause aber keine Versorgung sichergestellt ist. Angehörige suchen verzweifelt nach Hilfe Der häufigste Satz bei den Telefonaten lautet so: „Sie sind schon die zwanzigste Einrichtung die ich vergeblich anrufe, Sie müssen uns jetzt unbe- dingt helfen!“ Besonders schlimm für die Mitar- beiter vor Ort ist es, dass sie in den meisten Fällen genau das nicht können. „Wir sind genauso ver- zweifelt wie die Angehörigen“, sagt eine frustrier- te, langjährige Heimleiterin, „wir sind da um zu helfen und müssen aber absagen. Ich darf mir gar nicht vorstellen, was das für so manche Pflegesi- tuation zu Hause bedeutet. Das ist für viele eine Katastrophe“. Dafür gibt es nach Einschätzung der Evangelischen Heimstiftung (EHS), die in Baden-Württemberg 86 Pflegeheime, zwölf Tagespflegen und 27 Mobile Pflegedienste betreibt, zwei Gründe. Zum einen fehlen vielen Städten wie Stuttgart, Ludwigsburg, Esslingen oder Ulm Pflegefachkräfte, um den Anfragen nachkommen zu können. Es liegt aber auch daran, dass es in Baden-Württemberg ein- deutig zu wenig Kapazitäten im Pflegeangebot gibt. Bernhard Schneider, Hauptgeschäftsführer der EHS, ist sich sicher: „In Baden-Württemberg fehlen flächendeckend nicht nur Tausende von Pflegeheimplätzen, sondern auch Angebote der Tagespflege, von ambulanten Wohngemeinschaf- ten, betreuten Seniorenwohnungen und Pflege- diensten, die Angehörige zu Hause entlasten. Wir sind Pflegenotstandsgebiet – wie soll ich das an- ders nennen, wenn Tausende von Pflegebedürf- tigen keine Hilfe bekommen?“ 6 „Aus der Heimstiftung“ 1/2018 Das Sozialministerium hat die Eckpunkte des Vorentwurfes des „Landespflegestrukturgesetzes” vorgestellt, das nach Einschätzung der Evangelischen Heimstiftung die Probleme in der Pflege nicht löst. Deshalb hat die Evangelische Heimstiftung eine Pressemitteilung dazu veröffentlicht, die zu einigen Diskussionen geführt hat.

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