Ausgabe 1/2023

18 | Gute Pflege | 1_2023 | Kommentar – (E)InSicht Immer mehr Leiharbeitsfirmen drängen sich auf dem Markt, sie nutzen die Not und den Druck aufgrund des Fachkräftemangels schamlos aus und locken Mitarbeitende mit unseriösen Angeboten wie deutlich höherer Bezahlung und Wunsch-Arbeitszeiten. Damit verstärken sie die Pflegekrise – und weil die Politik ihnen keinen Einhalt gebietet, breiten sie sich immer weiter aus. Damit muss endlich Schluss sein. Zumindest in der Heimstiftung wird es ab sofort keine Leiharbeit mehr geben. Wenn überhaupt, kam Leiharbeit für die Heimstiftung auch bisher nur bei kurzfristigen, krankheitsbedingten Personalausfällen und wenn es keine andere Möglichkeit gab, die Ausfälle zu kompensieren, in Frage. Die hohen Belastungen durch Corona, die niedrige Gesundheitsquote und der Fachkräftemangel haben aber leider dazu geführt, dass die Leiharbeit zuletzt immer häufiger vorgekommen ist. Das führt natürlich zu Unmut, nicht nur wegen der besseren Bezahlung der Externen. Die Pflegeheime sind diesen Auswüchsen hilflos ausgeliefert. Denn oft bleibt keine andere Wahl, um den Dienst abzudecken oder um dringende Anfragen von Pflegebedürftigen Menschen nach Aufnahme ins Pflegeheim oder zur Übernahme von Pflegediensten zu Hause nachkommen zu können. Mit dem Ende der Leiharbeit setzt die Heimstiftung nun ein klares Zeichen: Denn es ist auch eine Frage der Fairness gegenüber den Pflegebedürftigen selbst. Sie müssen nicht nur den Gewinn dieser Leiharbeitsfirmen finanzieren, sondern spüren auch die Konsequenzen am eigenen Leib: Eine verlässliche Stammbelegschaft kann sicher eine bessere Pflege und Betreuung gewährleisten als kurzfristig eingesetztes externes Personal. Sicherlich wird es ohne Leiharbeit zunächst an der ein oder anderen Stelle herausfordernd sein, die Entscheidung ist für uns jedoch unumgänglich. Um die Abdeckung aller Dienste, aber auch die notwendige Flexibilität in der Personalplanung weiterhin zu erhalten, entwickeln wir eigene Konzepte, wie etwa einen internen Springerpool. Mitarbeitende, die mindestens 50 Prozent fest in einer Einrichtung arbeiten, könnten sich dann freiwillig bereit erklären in anderen Einrichtungen der EHS einzuspringen – zuzüglich einer Springerpauschale und -zulage. Ja, der richtige Weg ist nicht immer einfach. Aber wir sind nicht bereit, den mangelnden Handlungswillen der Politik auf dem Rücken unserer eigenen Mitarbeitenden, Kundinnen und Kunden auszutragen. Wenn die Politik schon nicht vorangeht, dann zieht sie hoffentlich jetzt nach. Schluss mit der Leiharbeit. — (E)InSicht Bernhard Schneider

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