Ausgabe 1/2024

10 | Gute Pflege | 1_2024 | Wir sind Vielfalt – wir sind eins. — Gespräch Alexandra: Wie startet man ein Gespräch zum Thema Vielfalt? Das fängt ja schon bei der Frage an, wie wählt man die Personen aus, mit denen man spricht. Fühlt man sich wohl, so prominent für Vielfalt zu stehen? Michael, die direkte Frage an dich – wie geht es dir damit? Michael: Ich habe schnell zugesagt, weil ich glaube, wenn man nicht zur Mehrheitsgesellschaft gehört und möchte, dass sich das entwickelt, muss man den Mut haben, an die Öffentlichkeit zu gehen – gerade auch in den aktuellen Zeiten. Nur dann gibt es die Chance auf Veränderung. Alexandra: Ich habe dich ja vorab gefragt, ob du in deiner Rolle als Hausdirektor darauf angesprochen wirst, dass du homosexuell bist. Über die Antwort musste ich schmunzeln... Michael: Ja, die Anekdote war, dass ich immer wieder ganz selbstverständlich Grüße an meine Frau ausgerichtet bekomme, wenn Menschen mitbekommen, dass ich verheiratet bin. Bei einer Feier hatte sich eine Bewohnerin auch einmal mit meinem Mann unterhalten. Nachdem im Gespräch deutlich wurde, dass er es ist, mit dem ich verheiratet bin, kam sie im Anschluss zu mir und meinte „Sie haben gar nicht erwähnt, dass Sie mit einem Mann verheiratet sind.“ Ich habe dann nur geantwortet, dass das ja egal sei und sie hat das bestätigt. Alexandra: Beate, du hast ja eine Besonderheit, die vielleicht mehr auffällt als bei Michael. Wirst du darauf angesprochen? Wie gehst du damit um? Beate: Welche Besonderheiten meinst du denn? Also für die, die mich nicht kennen, ich habe eine Gesichtslähmung. Ich bin auf einem Ohr komplett taub und ich habe manchmal mehr oder weniger Schwierigkeiten beim Sprechen. Ich habe mir vorab überlegt, ob ich in diese Runde passe, aber ich muss sagen, ja, auf jeden Fall. Angesprochen wurde ich darauf in 30 Jahren Beruf tatsächlich nie, außer in meinem Vorstellungsgespräch hier von Hauptgeschäftsführer Bernhard Schneider. Ich fand das damals sehr offen und positiv und habe auch direkt signalisiert, dass ich mir vorstellen kann, die Botschaft der Vielfalt zu vermitteln. Und wie gehe ich damit um? Es sind ja durchaus Besonderheiten, die mein Gegenüber vielleicht einmal peinlich berühren. Es fordert von mir auch ein gewisses Mehr an Offenheit hat viele Gesichter. Mit ihren 10.200 Mitarbeitenden vereint die EHS Menschen unterschiedlichster Dimensionen von Vielfalt. Mit vier von ihnen ist Dr. Alexandra Heizereder ins Gespräch gegangen – ganz offen. Pflege und Politik

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