26 | Gute Pflege | 2_2025 | möglich zu beschreiben. Ein Beispiel: Die Mutter sagt zu ihrem Sohn zu Hause in der Wohnung: „Ich sehe, dass vier Socken im Wohnzimmer herumliegen und eine Hose. Ich würde mich freuen, wenn du das aufräumst.“ Das ist ein beschreibender Satz. Ganz anders wäre es zu sagen: „Überall in der Wohnung liegen deine Sachen.“ Meist bewerten wir, in dem wir generalisieren, also solche Begriffe verwenden wie „alle“, „immer“, „überall“, „meistens“. Solche Verallgemeinerungen haben eine Gewaltwirkung, weil der andere sich wehren muss, weil er sich nicht richtig beobachtet, sondern falsch bewertet fühlt. Der zweite Schritt ist, in sich hineinzuspüren: Was macht das mit mir, welches Gefühl löst das aus? Um im Beispiel zu bleiben, könnte das bedeuten, die Mutter sagt: „Ich ärgere mich darüber.“ Das Gefühl hinter der Aussage wird deutlich. Wichtig ist hier bei sich selbst und den eigenen Gefühlen zu bleiben. Das tun wir in der deutschen Sprache häufig nicht. „Ich fühle mich von dir hinters Licht geführt, verletzt, usw.“ Wenn ein Satz schon so beginnt, suchen wir wieder die Verantwortung bei der anderen Person. Wir müssen einen Schritt weitergehen. Welches Gefühlt entsteht wirklich bei uns? Traurigkeit, Irritation, Wut? Führt uns zum dritten Schritt: Welches Bedürfnis habe ich? Meist geht es dabei um Werte, die nicht wahrgenommen oder verletzt werden. Das heißt, ich erkläre dann meine Landkarte, also, was eigentlich der Grund für mein Gefühl ist und warum mir diese vier Socken nicht gefallen. Die Mutter könnte sagen: „Für mich ist Ordnung im Haushalt ein wichtiger Wert.“ In der Regel wird unsere Haltung eben auch nachsichtiger, verständnisvoller, akzeptierender, wenn wir die Hintergründe einer Situation oder Emotion nachvollziehen können. Fehlt noch der letzte Schritt… Der vierte und letzte Schritt ist im Grunde der Wunsch an den anderen, sein Verhalten zu ändern. Das heißt, die Mutter bittet ihren Sohn, seine Sachen jeden Morgen in sein Zimmer zu räumen. Wichtig ist dann, dass dieser Wunsch oder diese Bitte so formuliert ist, dass der andere die Chance hat, sie auch zu erfüllen. Das heißt, die Aussage muss erstens ganz konkret sein und sollte zweitens immer eine Bitte oder ein Wunsch bleiben – kein verkleideter Befehl. Der andere muss die Möglichkeit haben, selbst zu entscheiden, ob er dieser Bitte nachkommen möchte oder nicht. Simple Schritte, die aber gar nicht so einfach umsetzbar sind, wenn ich jetzt ganz persönlich über meine Alltagssprache nachdenke. Es muss auch nicht direkt perfekt sein. Pflege im Fokus > > > Die vier Schritte der Gewaltfreien Kommunikation 1. Beobachten statt bewerten 2. D as eigene Gefühl ausdrücken, das ausgelöst wird 3. D ie eigene „Landkarte“ erklären. Welches Bedürfnis oder welcher Wert steckt dahinter? 4. Bitte zur Veränderung aussprechen
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