Unter dem Motto „70 Jahre Gute Pflege in THE LÄND“ haben wir in der Evangelischen Heimstiftung am 28. Juli 2022 das 70jährige Firmenjubiläum gefeiert. Die Feier fand im Kursaal Bad Cannstatt für geladene Gäste statt. Es waren Führungskräfte der Heimstiftung sowie externe Partner und Wegbegleitende aus Kirche, Politik, Wirtschaft und Gesellschaft dabei. Aufgrund der aktuellen Pandemielage haben wir die Personenzahl begrenzt und ein entsprechendes Schutzkonzept mit Masken- und Testpflicht sowie Abstands- und Hygieneregeln aufgelegt. Die Veranstaltung wurde klimaneutral durchgeführt. Hier haben wir die wichtigsten Momente der Feier zusammengefasst – als Rückblick für alle Anwesenden und diejenigen, die nicht dabei sein konnten.
Tausende entwurzelte Menschen suchen eine neue Heimat. Der Landesverband der Inneren Mission und das Evangelische Hilfswerk kümmern sich um das Nötigste: Essen, warme Kleidung und ein Dach über dem Kopf. Antonie Kraut, Herbert Keller, Theo Lorch, Gotthilf Vöhringer und andere evangelische Persönlichkeiten gründen am 15. Februar 1952 die Evangelische Heimstiftung e.V. und stiften damit Heimat.
Gegründet wurde die Heimstiftung mit acht Einrichtungen von der Inneren Mission und vier Einrichtungen vom Hilfswerk der Landeskirche und mit Standorten, die es bis heute gibt: Kirchberg, Dettingen, Blaubeuren, Kloster Lorch, Dornstadt.
Vorsitzende ist Gründerin Dr. Antonie Kraut.
Wunder gibt es immer wieder und wir Christen glauben auch noch daran. Wir wissen aber auch, dass sie uns meistens nicht in den Schoß fallen, sondern dass wir etwas dafür tun müssen. Der Wohlstand, das Vergessen, die einsetzende Selbstzufriedenheit, der Muff unter den Talaren führte zu ersten Protesten.
Die Pflege war geprägt von diesem Verständnis und auch diesen Erwartungen: "Satt und sauber", es warm haben und zufrieden sein. Die Heime waren eher Verwahranstalten; die "Insassen" hatten dankbar zu sein, dass sie versorgt wurden. Wie ist das heute? Wie weit sind wir auf dem Weg vom Insassen zum Kunden, der berechtigte Interessen und Ansprüche hat und viel Geld dafür bezahlt?
Es gab die erste BUGA in Stuttgart und die leeren Autobahnen wie hier die A81, aber auch die RAF Fahndungsfotos prägen unser kollektives Gedächtnis. Ist es nicht erstaunlich, wie Themen bleiben aber doch völlig anders sind. Fußball: Wer spielt heute noch so wie Vogts und Beckenbauer? Terror: Mit neuen Dimensionen und Ideologien. Energiekrise: Aber noch fahren die Autos.
Auch in der EHS gab es Umbruch, der in erster Linie aber ein Aufbruch war mit immer mehr neuen Pflegeheimen, die heute noch unser Unternehmen prägen. Wie das Haus am Staufenberg in Heilbronn, aber auch unsere Flaggschiffe mit dem Haus im Schelmenholz in Winnenden oder dem Paul-Gerhardt-Stift in Giengen, das Robert-Breuning-Stift in Besigheim oder das Haus auf dem Wimberg in Calw.
"Frieden schaffen ohne Waffen", rief man in der Menschenkette - wie schnell sich jahrelange Wahrheiten ändern können. Das ist beim Thema Umwelt nicht der Fall. Damals haben es die Grünen mit dem späteren Ministerpräsidenten in den Landtag geschafft, weil sie die Grenzen des Wachstums richtig interpretiert haben. Aber spätestens, wenn wir uns die Tennisstunden vor dem Fernseher in Erinnerung rufen, entsteht es wieder, das Gefühl der Achtziger.
In der Mitte dieses Jahrzehnts hat Kurt Ströbel den Vorsitz der EHS übernommen und gemeinsam mit dem Hauptgeschäftsführer Albrecht Teichmann die EHS bis weit in die 90er Jahre hinein geprägt. Es gab eine weitere Wachstumsphase mit großen und bis heute bedeutenden Pflegeeinrichtungen der dritten Generation.
In diesen beiden Jahrzehnten ist in der Pflege viel passiert. Es gab einen ersten Schub der Professionalisierung, der vom Krankenhaus geprägt war, sozusagen von der „Großen Krankenpflege“. Dieser Blick auf die Menschen als Patienten, auf die Funktionspflege einer Station, auf die Unfehlbarkeit der Ärzte und das Selbstverständnis der Hygiene hat die Altenpflege über Jahrzehnte geprägt.
Die 90er haben den Deutschen mit der Wiedervereinigung ein völlig neues Gefühl vermittelt, eine ganze Generation behält die Bilder des Mauerfalls im Kopf. Die zweite Marke auf diesem Chart, Norbert Blüm, hat für unsere Branche einen grundlegenden Wandel herbeigeführt: mit der Pflegeversicherung als fünfte Säule der Sozialversicherung.
In der Mitte dieses Jahrzehnts hat Kurt Ströbel den Vorsitz der EHS übernommen und gemeinsam mit dem Hauptgeschäftsführer Albrecht Teichmann die EHS bis weit in die 90er Jahre hinein geprägt. Es gab eine weitere Wachstumsphase mit großen und bis heute bedeutenden Pflegeeinrichtungen der 3. Generation.
Die Bezeichnung Nullerjahre hat nichts mit den Bildern zu tun, die Sie erkennen mögen. Immerhin ist der VfB 2007 Deutscher Meister geworden. Auch Stuttgart 21 ist ganz gewiss kein Nullsummenspiel. Und auch wenn die Digitalisierung zur Hälfte mit Nullen und die Finanzkrise mit vielen verseckten Nullen zu tun, ist die Assoziation trotzdem falsch.
Im Jahr 2000 hat unser Ehrenvorsitzender Helmut Mäule das Ruder im Aufsichtsrat übernommen und mit Wolfgang Wanning das EHS Schiff klar auf Wachstumskurs gebracht mit vielen kleinen wohnortnahen Einrichtungen Waldenbuch, Ilsfeld, Wahleim Ingersheim, Lenningen, Nehren und viele mehr.... Und, vielleicht eine der wichtigste Weichenstellungen: im Jahr 2007 den Verein EHS umgewandelt in eine GmbH.
Der Trend zur Individualisierung schlägt durch. Aus Patienten und Bewohnern werden Kunden. Ambulante Wohngruppen ersetzen Pflegeheime, Wohngruppenmodelle im Pflegeheim werden ambulantisiert und Menschen mit Pflegebedarf beziehen Pflegewohnungen. Die proaktive Rolle der Pflegeeinrichtungen im Quartier – eine Aufgabe, die uns Antonie Kraut schon in den 70ern mit ihrer Beiratsordnung auf den Weg gegeben hat.
... nicht nur für unser Land – auch die EHS hat Anfang der 2010er Jahre das Grüne Segel ausgerufen und damit bis heute eine Marktführerschaft im Bereich der Nachhaltigkeit übernommen. Jeder der Gesundheitsminister hat sich durch eine einzigartige Kaskade von Pflegereform, Weiterentwicklungs- oder Verbesserungsgesetzen versucht einen Namen zu machen. Niemand hat es bislang geschafft ein Reformpaket auf den Weg zu bringen, das die Pflegeversicherung zukunftsfest macht.
Dieser letzte Zeitstrahl zeigt die ungebrochene Dynamik unseres großartigen Unternehmens. Es gibt mit Kappelrodeck, Kehl, Albershausen, Deizisau usw. viele neue kleine Pflegeheime der fünfte Generation, die nach den WG-Modellen der EHS gebaut und betrieben werden. Sie sehen aber auch große Traditionshäuser wie Heidenheim, Bad Mergentheim und Bietigheim, die grundlegend saniert und konzeptionell nach den WG-Modellen neu aufgestellt wurden. Und sie sehen zehn neue Standorte mit unseren WohnenPLUS Residenzen, von Heidenheim bis Bad Wildbad und von Weikersheim bis Hochdorf.
Es sind die Begegnungen zwischen unseren Kunden, pflegebedürftigen Menschen, ihren Angehörigen und unseren Mitarbeitenden im Haupt- und Ehrenamt, in der Pflege, der Alltagsbegleitung und in vielen anderen Aufgabenbereichen. Martin Buber sagt: "Alles wirkliche Leben ist Begegnung. Wenn wir aufhören, uns zu begegnen, ist es, als hörten wir auf zu atmen.“ Diese Begegnungen sind es, die Pflege so menschlich machen. Sie sind es aber auch, die den Pflegeberuf so schön machen.
Auch wir in der EHS haben keine Glaskugel, die uns die Zukunft vorhersagt. Aber ein Strategierad, an dem wir ab und an drehen, wenn wir merken, dass sich der Wind ändert. Mit welchen Herausforderungen rechnen wir? Worauf müssen wir uns und unsere Unternehmen einstellen? Was müssen wir heute richtig gut machen, um in zehn Jahren noch besser dazustehen. Uns hilft der Blick auf Vision, Werte, Strategie, Organisation....
Zukunft und Krise – beides hat Tradition. Klimakrise, Personalkrise, Coronakrise... Wir müssen raus aus der Wohlfühlzone und seit Corona lernen, wie Krisenmodus geht – die Hoffnung auf ein Ende der Krise ist trügerisch – denn die nächste lauert schon. Wir können globale Krisen nicht lösen, wir können nur lernen damit umzugehen. Dafür brauchen wir Strategie und Organisation.