Ausgabe 2/2017

Standpunkt „So können sie auch im Alter am gesellschaftlichen Geschehen teil- haben, ganz im Sinne des Mottos von QuartrBack ,bewegen – be- gegnen – bleiben‘.“ „QuartrBack ist ein Modellprojekt und bislang in Deutschland einzigartig“, erklärt Dr. Susan Smeaton, wissenschaftliche Leiterin des Inno- vationszentrums bei der Evangelischen Heim- stiftung. Die Heimstiftung ist Konsortialführer des QuartrBack-Projekts, das vom Bundes­ ministerium für Bildung und Forschung gefördert wird. QuartrBack wurde speziell für Menschenmit nach­ lassendem Gedächtnis oder demenziellen Ein- schränkungen entwickelt. Ziel von QuartrBack ist, dass sich Menschen möglichst lange in ihrer eige- nen, gewohnten Umgebung aufhalten und selbst- ständig leben können. Dafür wird ein Mix aus intelligenter Technik, professionellen Dienstlei- stungen und einem Hilfsnetzwerk aus Angehöri- gen, Nachbarn und Ehrenamtlichen eingesetzt. Dieses Netzwerk steht Nutzern von QuartrBack unterwegs zur Verfügung. So können sie auch im Alter am gesellschaftlichen Geschehen teilhaben, ganz im Sinne des Mottos von QuartrBack „bewe- gen – begegnen – bleiben“. Mit dem sogenannten Bürger-Profi-Technik-Mix sind individuelle Angebote möglich, erklärt Sme- aton: „Menschen möchten bis ins hohe Alter und auch bei Krankheit weiterhin Teil des Quartiers und der Gemeinschaft vor Ort bleiben, und zwar nicht irgendwie, sondern so, wie sie es ihr Leben lang gewohnt waren. Dazu steuert QuartrBack einen maßgeblichen Anteil bei“. So können Men- schen mit nachlassender Gedächtnisleistung Ortungssysteme nutzen, die rund um die Uhr mit einer Serviceleitstelle verbunden sind. Dadurch entlastet QuartrBack die Angehörigen, erhöht den Freiraum der Betroffenen und fördert die Einbin- dung von Ehrenamtlichen. Dadurch werden auch gemeinsame Aktivitäten im Quartier gefördert. Erste Pretests erfolgreich abgeschlossen In Zusammenarbeit mit Auszubildendenmehrerer Altenpflegeschulen fanden in diesem Jahr die er- sten Pretests statt. In verschiedenen Rollenspielen wurden Alltagssituationen simuliert, in denen QuartrBack zum Einsatz kommt. Auszubildende Pflege-Auszubildende testen QuartrBack testeten, inwieweit die eingesetzte Technik für die Benutzer gut verständlich ist, wie das Helfernetz damit zurechtkommt – und auch, ob QuartrBack tatsächlich seinen Dienst erfüllt. Dafür schlüpften die Auszubildenden in alle beteiligten Rollen: Betroffene, Angehörige und Ehrenamtliche. Zum Abschluss wurden die Auszubildenden am 10. Juli in das Antonie-Kraut-Haus eingeladen, der Zen- trale der Evangelischen Heimstiftung in Stuttgart. Ihr Fazit nach den Pretests: Der Bürger-Profi- Technik-Mix funktioniert und kann Menschen mit Pflegebedarf im Alltag unterstützen. Nach der Abschlussdiskussion ging es weiter ins Paul-Collmer-Heimnach Stuttgart-Untertürkheim. In dieser Einrichtung hat die Heimstiftung imMai 2017 eine ALADIEN -Musterwohnung eröffnet. ALADIEN ist ein selbst entwickeltes, technisches Assistenzsystem, das darauf abzielt, Pflegebedürf- tigen denmöglichst langen Verbleib in der eigenen Häuslichkeit zu ermöglichen. Dienstleistungen wie Sturzsensoren, eine automatische Lichtsteuerung, automatische Herdabschaltung oder einmoderner Hausnotruf unterstützen den Bewohner individu- ell imAlltag. ALADIEN wird über ein Tablet gesteu- ert, über das je nach Bedarf weitere Dienstleis­ tungen hinzugefügt werden können. „Insofern ist QuartrBack eine Ergänzung zu ALADIEN , die den Bewohner auch dann begleitet, wenn er seine Wohnung verlässt", erklärt Smeaton. QuartrBack geht in die nächste Phase Nachdem im März mit den Altenpflegeschulen in Calw, Freudenstadt und Dornstadt bereits erste Pretests liefen, ging QuartrBack im Oktober 2017 in die Feldtestphase über. Ein halbes Jahr lang werden an zwei Standorten das Helfernetz und die Technik auf Herz und Nieren geprüft. Ab sofort werden in Calw und Besigheimweitere Helfer und Anwender gesucht, die bei den Tests mitwirken möchten, um erste Erfahrungen zu sammeln. Denn QuartrBack ist vor allem eins: Ein lernendes System, das sich aus Erfahrungswerten kontinu- ierlich optimieren lässt. Dafür ist die Unterstüt- zung in den Quartieren vor Ort von großer Bedeu- tung. 6 „Aus der Heimstiftung“ 2/2017

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