Ausgabe 2/2018

„Herausforderungen spornen mich an ... Interview mit Bernhard Schneider zum 60. Geburtstag Bernhard Schneider ist seit 2011 Hauptgeschäftsführer der Evange- lischen Heimstiftung. Der Freudentaler hat seine Karriere 1977 als Pflegehelfer begonnen. Es folgten ein Studium der Sozialpädagogik und später eine Ausbildung zum gehobenen Verwal- tungsdienst. Beruflich war Schneider Arbeitsvermittler in Heilbronn, Heimleiter in Freudental, Referent der Baden-Württembergischen Krankenhausgesellschaft und Ge- schäftsführer des Eigenbetriebs Leben und Wohnen der Stadt Stuttgart. Privat ist er verheiratet, hat zwei Kin- der und zwei Enkel und lebt nach wie vor in seinem Geburtsort Freudental. Im August ist Bernhard Schneider 60 Jahre alt geworden – eine erste Bilanz. Herr Schneider, mit 60 Jahren sind Sie Familienmensch und Hauptgeschäfts­ führer, in vielen Gremien aktiv und Spre- cher einer politischen Initiative. Die Frage muss erlaubt sein: Benötigen Sie keinen Schlaf? Selbstverständlich brauche ich Schlaf, zwar nicht so viel, aber dafür guten. In der Regel wache ich pünktlich mit demWecker um halb fünf auf, mache meine Yoga-Übungen und nehme mir Zeit für die erste Zeitungslektüre. Spätestens um sechs Uhr sitze ich an meinem Schreibtisch imAntonie-Kraut-Haus in Stutt- gart. Mein besonderes Glück ist, dass ichmich jeden Morgen auf meine Arbeit freue, mich meiner Pflichtenmit Begeisterung annehmen kann und mich aber dann auch jeden Abend darauf freue, wieder nach Hause zu kommen. Verschwimmt da nicht manchmal die Grenze zwischen Beruf und Privatem – ist das vermeintliche Work-Life-Balance überhaupt noch möglich? Diese Grenze kenne ich nicht und finde es unnötig, zwischen „Leben“ und „Arbeit“ so strikt zu trennen. Arbeit ist ein wichtiger Teil unseres Lebens – wenn wir arbeiten, leben wir doch auch, oder nicht? Natürlich hat das Leben zu Hause mit Partner, Familie und Freunden andere Schwerpunkte und Inhalte und erfüllt einen anderen Zweck als der Broterwerb. Ich finde es zu kurz gesprungen, ständig zu versuchen, private und berufliche Lebenszeit gegeneinander aufzurechnen. Bleiben wir trotzdem beim Thema Arbeit. Sie haben Ihre Karriere 1977 als Pflege- helfer begonnen. Wie kommt man als junger Mann auf so eine Idee? Nun, das waren ganz pragmatische Über­ legungen. Ich wollte die Zeit bis zum Studium mit einer sinnvollen Arbeit überbrücken und aufgrund meiner Pflegehelferausbildung hat sich das Altenheim in meinem Heimatort Freudental angeboten. Im Vergleich zu heu- te waren die Rahmenbedingungen alles andere als einfach … trotzdem habe ich dort so etwas wie meine Berufung gefunden. Und wenn Sie heute 16 wären: Würden Sie sich noch einmal für den Pflegeberuf entscheiden? Ja, das würde ich. Nach meinem Studium und meiner Verwaltungsausbildung bin ich mit 31 Heimleiter in Freudental gewor- den. Sie müssen sich das einmal vorstellen: Ein Altenheim des Landkreises Ludwigsburg mit 105 Plätzen, betrieben in einem alten Barockschloss in Vier-Bett-Zimmern und mit wirklich grenzwertiger personeller Aus- stattung. Mit den heutigen gesetzlichen Bestimmungen hätte ich den Job damals 26 „Aus der Heimstiftung“ 2/2018 Aus der Heimstiftung

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