Lauterbach verirrt sich im Maskendschungel

Heimstiftung fordert ein Ende der Maskenpflicht auch im Pflegeheim

Bundesärztekammer und Kassenärztliche Bundesvereinigung sprechen sich dafür aus, die gesetzliche Maskenpflicht in medizinischen Einrichtungen abzuschaffen. Die Heimstiftung fordert dies auch für die Pflegeeinrichtungen. Sie wirft dem Gesundheitsminister Orientierungslosigkeit vor, weil er sich gegen die Normalisierung im Gesundheitswesen stellt.

Zum 31. Januar schafft Baden-Württemberg die Maskenpflicht im öffentlichen Nahverkehr ab, ab 2. Februar muss man bundesweit auch im Fernverkehr keine Maske mehr tragen. Im Flugzeug sitzt man europaweit eng an eng und maskenlos schon seit Oktober 2022. In Geschäften, Kinos, Gastronomie und Diskotheken ist die Maske längst Geschichte. Doch im Pflegeheim sollen Bewohner, Gäste und Mitarbeitende weiterhin ständig FFP2-Masken tragen – trotz hoher Impfquoten, klarer Hygienestandards und erprobter Schutzkonzepte. „Das ist eine Zumutung und zeigt, dass Herr Lauterbach den Bezug zur Lebensrealität im Pflegeheim längst verloren hat“, sagt Hauptgeschäftsführer Bernhard Schneider.

Besonders enttäuschend sei, dass Minister Lauterbach den Einrichtungen und den Pflegefachkräften nicht zutraut, selbst zu entscheiden, welcher Schutz in welcher Situation richtig ist. Es gibt Hygienefachleute in allen Heimen, die mit Heimleitung und Pflegedienstleitung sehr gut entscheiden können, was zu tun ist. Es ist doch völlig unproblematisch, sich in den öffentlichen Bereichen mit Abstand und ohne Maske zu begegnen und bei einer akuten Infektionslage im direkten Pflegekontakt trotzdem eine FFP2-Maske zu tragen. Das sind bewährte Prozesse, die in der Verantwortung professioneller Pflegekräfte liegen. „Warum wird das nicht anerkannt?“, fragt sich Schneider und fordert, dass Minister Lauterbach der Pflege endlich wieder die Entscheidungskompetenz zurückgibt, die ihr zusteht. „Im ICE und im Nahverkehr, in der Gastronomie und im Handel – überall traut die Politik den Menschen mehr Eigenverantwortung zu. Nur Pflegekräfte werden pauschal unter Maskenzwang gesetzt“, sagt Schneider.

Die Heimstiftung fordert deshalb, dass die Coronabeschränkungen im Pflegeheim fallen – für die Mitarbeitenden, aber auch für die Bewohner und ihre Gäste. „Manche Bewohner haben das Gesicht ihrer Kinder und Enkel seit Monaten nicht mehr gesehen und sie kennen die Pflege- und Betreuungskräfte nur mit Maske“, erklärt Schneider. Doch zur Pflege gehören unbedingt lächelnde Gesichter und menschliche Nähe – und das geht mit Maske nicht.

Gesundheitsschutz und Wohlergehen haben selbstverständlich Priorität. Doch haben auch alte, pflegebedürftige Menschen ein Grundrecht auf Teilhabe, Selbstbestimmung und Freiheit. „Das darf ihnen niemand nehmen, nur weil sie im Pflegeheim leben – schon gar nicht, wenn Corona seinen Schrecken verloren hat“, sagt Schneider.

Das bedeutet konkret: Keine generelle Maskenpflicht mehr für Mitarbeitende und Gäste, sondern das Recht, eigenverantwortlich zu entscheiden, wann welche Maske erforderlich ist. „Wenn wir einen Ausbruch haben, ganz egal, ob Influenza, Norovirus oder Corona, dann kann die Einrichtung natürlich zeitlich begrenzt auch bestimmte zusätzliche Hygieneregeln beschließen“, sagt Schneider, „das war ja auch schon vor Corona so. Eine allgemeine, gesetzliche Maskenpflicht, darf es aber nicht mehr geben.“